Wir hatten die ersten zwei Tage des internationalen Lagers „Together“ Offsite-Aktivitäten in kleinen Gruppen verbracht: Von Survival in Oberösterreich bis zu den Albertina-Besuchen in Wien war viel Spannendes dabei. Das eigentliche Lager fand allerdings in Berg am Attergau statt und dort würden wir die Zelte erst aufbauen.
Schon als wir aus dem Zug in Vöcklamarkt aussteigen, stehen am Himmel die Zeichen auf Regen. Das selbst wäre noch nicht verwunderlich, für ein echtes Pfadfinderlager braucht es ja auch ein bisschen Regen.
Da wir am Bahnhof auf unsere Shuttlebusse warten, ignorieren wir vorerst die grauen Wolken und stellen unsere Campingstühle auf. Es wird über die ersten Tage des Lagers gescherzt, es werden die Mannerwaffeln unserer Jause geteilt und es zeigen sich auch ein paar neue Gesichter in unserer Runde. Leute, die wir auf den Offdays, der Zugfahrt oder spontan kennengelernt haben. So bildet sich schnell eine enge Freundschaft, gefördert durch die Umstände und ein offenes freundliches Gesicht, wie es so viele Pfadis haben. Als wir dann schlussendlich vom Shuttle zum Lagerplatz gebracht werden, sieht es nicht gut aus: Der Himmel hat sich bereits mausgrau gefärbt und die schweren Regenwolken hängen bedrohlich über den Hügeln.
Jetzt muss alles schnell gehen mit dem Zelte aufbauen und jeder weiß was er, oder sie, zu tun hat und was von uns allen abhängt. Wenn das Zelt nicht steht, bis der Regen kommt, ist all unsere Ausrüstung den Elementen ausgeliefert. So packen alle mit an und mit schnellen, in jahrelanger Erfahrungen geschulten Handgriffen steht das Zelt schnell.
Keine Minute zu früh: So stehen wir unter dem Baldachin unserer Zeltnachbarn von den Perchtoldsdorfern Pfadfindern und schauen dem Regen zu. Mit dem Fallen der Tropfen macht sich auch eine Schwere bei uns breit – selbst erfahrenen Pfadfindern kann das Wetter zu schaffen machen. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass wir uns die nächsten Tage die kühle des Regens zurückwünschen würden. Es wird nämlich noch eine richtig heiße Woche mit vielen Badetrips in den nahe gelegenen Bach, die Ager.
Wir waren alle früh in Wien aufgestanden, um hier anzukommen und diese Erschöpfung macht sich nun erkennbar. Aber als wir schon bereit sind alle Hoffnung auf gutes Wetter aufzugeben, kommt unser Unterlagerleiter vorbei und gibt uns Bescheid, dass es in der RaRo-Gastro Essen für uns gibt.
Der Gedanken an Essen und Trinken bringt uns alle wieder in Schwung.
Die erst in der Früh gepackten Rucksäcke durchwühlen wir nach unserem Essensgeschirr und machen uns auf den Weg. Wenige Minuten später sitzen wir auf Heurigen-Bänken mit einem dampfenden Teller Spinatstrudel und Joghurt Sauce. Wir sind alle wie ausgewechselt – draußen mag es noch immer schütten, doch die Heiterkeit ist zurückgekehrt. Das Lager hat ja gerade erst angefangen, da muss man nicht gleich die Nerven wegwerfen.
Beim ersten Bier kommt mir eine Strophe eines alten Pfadfinder-Liedes in den Sinn, das ich mal auf einem Lager gelernt hatte: „Mag es Wetterleuchten ringsumher, nehmt es nicht zu schwer.“
Pfadfinder zu sein heißt ja auch im Regen und Matsch den Bipi Spirit zu finden.